Mittwoch, 17. Dezember 2008

Eisbären Bremerhaven in der Krise

Es ist nicht gut bestellt um die Eisbären Bremerhaven. Gerade einmal drei Jahre nachdem der damalige Aufsteiger mit einem perfekt zu einander passenden Team um Aufbau Brian Jones die Liga überraschte und bis ins Halbfinale stürmte, steht der Verein jetzt vor dem Abgrund. In 13 spielen kam man bisher erst auf einen mageren Sieg, der Rückstand zum rettenden Ufer beträgt schon jetzt drei Siege. Und auch das nur weil die Gießen 46ers aufgrund einer Sternchenwertung bei Punktgleichheit automatisch auf den hinteren Platz gesetzt werden.

Wie aber konnte es dazu kommen? Aus meiner Sicht gibt es da mehrere Gründe:

1. Trainer Sakalauskas steht eigentlich für einen eher europäischen Spielstil, der auf einem hohen Maß an Spielintelligenz fußt. Im Aufstiegsjahr hatte man diese Spieler mit Leuten wie Brian Jones, Nick Jacobson, Evaldas Jocys oder Darren Fenn. Solche Spieler allerdings sind teuer geworden, da vor allem international immer mehr Teams auf diesen Spielertyp setzt und es eben nur eine begrenzte Anzahl solcher Spieler gibt. Bremerhaven reagierte darauf, indem man nun verstäkt auf athletische Amerikaner setzte. Bei der Verpflichtung dieser lag man allerdings zumeist ziemlich daneben. So trennte man sich vor der letzten Saison von Brian Jones und verpflichtete stattdessen Brian Brown. Brown ist beileibe kein schlechter Spieler, aber eben alles andere als spielintelligent und schon gar kein Point Guard.

2. Hinzu kommt ein zweiter Effekt. Sakalauskas ist ein Disziplinfanatiker, der von seinen Spielern extrem viel erwartet. Im Aufstiegsjahr war dies noch kein Problem, da die Spieler das System des Coaches verinnerlicht hatten und Sakalauskas zudem ohnehin nur über eine sehr kleine Rotation verfügte, also quasi gezwungen war Spieler trotz gemachter Fehler auf dem Feld zu lassen. Dies änderte sich in den Folgejahren. Teilweise wechselte Sakalauskas Spieler nach nur einem Fehler wieder aus und raubte diesen so das Selbstvertrauen und den Spaß am Spiel.

3. Zudem benötigen vor allem die atheltischen US-Amerikaner eine gewisse Freiheit, um ihre Stärken ausspielen zu können. Sakalauskas aber versuchte zu oft diese Spielertypen in sein System zu pressen, was immer wieder zu Spannungen und letztlich sogar Entlassungen sorgte. Die Liste der Spieler, die sich mehr oder weniger im Unfrieden aus Bremerhaven verabschiedeten jedenfalls ist lang, man erinnere sich nur an Axel Pleuger, Tarick Johnson, Tommy Adams, Brian Jones, Tony Bobbit, Ivars Timermanis oder zuletzt wieder Marcus Slaughter.

4. Spieler zu entlassen und neue zu verpflichten kostet allerdings Geld, eine ganze Menge Geld sogar. In Bremerhaven allerdings schien dies zunächst niemanden zu stören und als man letztes Jahr die Playoffs zu verpassen drohte verpflichtete man kurzerhand die nicht gerade billigen Matt Haryasz, Anthony Tolliver und Tony Bobbitt. Zwar schaffte man so noch den Sprung in die Playoffs, wies am Ende der Saison allerdings einen Fehlbetrag in mittlerer sechsstelliger Summe aus, der von der Stadt beglichen wurde. Und das obwohl die Stadt den Verein ohnehin schon Jahr für Jahr mit hohen sechsstelligen Summen subventioniert. Durch diese Belastungen aus dem letzten Jahr standen dann allerdings in diesem Jahr wiederum nur begrenzte Mittel zur Verfügung.

Wie aber ließen sich die angesprochenen Probleme beheben? Aus meiner Sicht nur durch einen Wechsel auf der Trainerposition. Zwar bin ich normalerweise kein Freund solcher Maßnahmen und halte persönlich Sakalauskas für einen absoluten Fachmann und - mit den richtigen Spielern - auch für einen exzellenten Coach, doch in diesem Fall ist diese Maßnahme auf Dauer absolut ununmgänglich.

Die Eisbären Bremerhaven sind da allerdings anscheinend anderer Meinung und versuchen den Kraftakt aus dem letzten Jahr zu wiederholen. Nach Darius Pakamanis, Craig Callahan und Eric Osmundson verpflichtete man nun auch noch Jared Reiner, der den meisten noch aus dem letzten Jahr bekannt sein dürfte, als er für die Brose Baskets Bamberg auflief. Dort zeigte er zwar seine unbestrittene spielerische Klasse, kam aber mit dem Disziplinfanatiker Bauermann nicht zu Recht. Ob er da besser nach Bremerhaven und zu Sakalauskas passt bleibt abzuwarten.

Finanziert wurden die Neuzugänge im übrigen zum großen Teil von Wolfgang Grube, einem Bremerhavener Bauunternehmer, der die Eisbären seit längerem finanziell unterstützt. Dieser gilt als guter Freund von Manager Jan Rathjen, weshalb dieser wohl nicht um seinen Job fürchten muss. Rathjen wiederum scheint in Nibelungentreue an Coach Sakalaskaus festhalten zu wollen. Ob und wie lange das noch gut geht wird eine der spannenden Fragen sein, die es in der Rückrunde zu beobachten gilt.

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