Samstag, 27. Dezember 2008

Alba Berlin scheitert in der Qualifikation zum Nike International Junior Tournament

Wärend des Final Fours der Euroleague findet parallel jedes Jahr auch das so genannte Nike International Junior Tournament statt, so etwas wie eine inoffizielle Europameisterschaft der U-18 Vereinsmannschaften. Da das Final Four im nächsten Jahr in Berlin stattfindet, wäre es schön gewesen, wenn dort auch ein deutsches Team hätte teilnehmen können. Aus diesem Grund versuchte sich Alba Berlin heute beim Qualifikationsturnier in Rom einen Startplatz zu ergattern. Bereits bei der Kaderzusammenstellung gab es allerdings ein Problem. Die NBBL in Deutschland ist eine U-19 Liga, in Rom durften allerdings nur U-18 Spieler antreten.

Deshalb konnte Alba Berlin nur mit dem jüngeren Jahrgang des NBBL-Teams antreten (Sebastian Fülle, Niels Giffey, Konstantin Klein, Friedrich Lotze, Dawit Villarzu, Brian Wenzel)  und verstärkte diesen mit drei Spielern von Central Hoops (Martin Bogdanov, Sofian M’Rad, Malte Ziegenhagen), sowie zwei Spielern vom Kooperationspartner Urspring (Kevin Bright, Nevylle Richter). Wieso man dabei allerdings aus Urspring Nevylle Richter, der auch im dortigen NBBL Team keine große Rolle spielt (10 MpS, 3 Pps, 3 RpS), mitnahm und nicht den deutlich talentierten und besseren Justin Raffington (22 MpS, 12 PpS, 6 RpS) kann nur vermutet werden. Bei der Auslosung hatte man zunächst allerdings Glück und bekam mit Stella Azura Rom und Zalgiris Kaunas zwei eigentlich lösbare Aufgaben zugelost.

Doch im ersten Spiel gegen den Gastgeber Stella Azura fand Berlin zunächst überhaupt nicht ins Spiel und lag bereits zum Ende des ersten Viertels mit 7-17 hinten. Eine verbesserte Defense der Berliner und immer wieder starke Offensivszenen von Kevin Bright (20 Punkte, 8 Rebounds) und Niels Giffey (17 Punkte, 6 Rebounds, 3 Assists) sorgten in der Folge allerdings dafü, dass Alba den Vorsprung Zug um Zug verkleinern konnte. Nach dem 65-68 Mitte des vierten Viertels ging den Berlinern allerdings die Luft aus. Angeführt von Simone Colonnelli (13 Punkte, 3 Rebounds) und Haukur Palsson (8 Punkte, 4/5 aus dem Feld) konnten die Italiener den Vorsprung wieder auf zehn Punkte erhöhen (76-66), so dass ein starker Schlußauftritt von Brian Wenzel mit drei Drei-Punkte-Würfen den Rückstand nur noch auf den Endstand 79-81 verkürzen konnte.

Nun musste im zweiten Spiel des Tages gegen Zalgiris Kaunas ein möglichst hoher Sieg her, um noch eine Chance auf den Gruppensieg und somit auf das Finalturnier in Berlin zu behalten. Doch ohne den im letzten Spiel noch so stark aufspielenden Kevin Bright (Grund ist bisher nicht bekannt) hatte Alba fast das gesamte Spiel über keine Chance auf den Sieg. Zwar startete man mit einem 5-0 Run ins Spiel und konnte das Spiel bis zum Ende des ersten Viertels offen halten, doch ein desaströses zweites Viertel (7-20) entschied das Spiel bereits vorzeitig. Zumal auch der zweite Leistungsträger des ersten Spiels Niels Giffey nicht ins Spiel fand und nur auf 4 Punkte kam (1 von 5 aus dem Feld). Da konnte auch ein starker Auftritt von Brian Wenzel (15 Punkte, 7 von 10 aus dem Feld) die deutliche 76-57 Niederlage nicht verhindern.

Berlin steht damit bereits vor dem abschließenden Gruppenspiel zwischen Stella Azura und Zalgiris Kaunas als Gruppenletzter fest und muss morgen gegen den dritten der Gruppe D (vermutlich Maroussi Costa Coffee) antreten. Sollte man dieses Spiel gewinn, darf man immerhin noch im Spiel um Platz neun auflaufen. Doch die Teilnahme am Nike International Junior Tournament ist nun nur noch theoretisch durch eine Wildcard der ULEB (eine wird noch vergeben) möglich.

Freitag, 26. Dezember 2008

Deutsche Bank Skyliners basteln am Team

Eine schöne Weihnachtsbescherung gab es in diesem Jahr für die Fans der Deutschen Bank Skyliners. Mit Adam Emmenecker, Anthony King, Titus Ivory und Greg Jenkins konnten gleich vier Spieler mit auslaufenden Verträgen weiterverpflichtet werden.

Point Guard Emmenecker hatte im letzten Jahr an der Drake University mit 8,6 Punkten und 6,5 Assists pro Spiel seinen sportlichen Durchbruch und wollte eigentlich schon die Basketballschuhe an den Nagel gehängt haben. Stattdessen plante er, sich mit seinem Abschluß in Wirtschaft und Finanzen an der Wall Street einen Job suchen. Letztlich entschied er sich dann aber doch zunächst sein Glück als Profi-Basketballer zu versuchen und nahm ein Angebot der deutschen Bank Skyliners zum Try Out an. Sportlich konnte er die Verantwortlichen dabei zwar von sich überzeugen, verletzte sich allerdings noch vor Saisonbeginn an den Adduktoren und bekam deshalb zunächst nur einen Zeitvertrag bis zum Ende des Jahres.

Nachdem er nun aber die letzten zwölf Spiele allesamt bestreiten konnte wurde sein Vertrag bis zum Saisonende verlängert, obwohl Emmenacker seinen Wurf bisher noch überhaupt nicht gefunden hat (36 % aus dem Feld, 0-11 Dreiern). Mit seiner hervorragenden Defense und seiner Ruhe im Spielaufbau soll er dennoch wichtige Entlastungspausen für den etatmäßigen Point Guard Pascal Roller schaffen

Etwas anders sieht die Situation bei Titus Ivory aus. Der amerikanische Guard war bereits 2006 in der BBL aktiv und holte damals mit Köln sogar den Meistertitel. Anschließend spielte er weiterhin in Europa in Vilnius und Oostende, wo er 2007 die belgische Meisterschaft holte. Als nun zu Saisonbeginn neben dem längerfristig verletzten Jimmy McKinney auch noch Keith Simmons einige Wochen auszufallen drohte, verpflichteten die Skyliners Ivory für zwei Monate, da sie bei seiner Vita vermuten konnten, dass er nicht all zu viel Eingewöhnungszeit benötigen würde und dem Team sofort helfen könnte. Diese Rechnung ging auf. Ivory punktet hochprozentig aus dem Feld, macht nur wenig Fehler und legt mit 11 Punkten und 3 Rebounds pro Spiel solide Statistiken auf.

Mittlerweile allerdings sind McKinney und Simmons beide wieder einsatzbereit, so dass eine Weiterverpflichtung Ivorys nicht zwingend notwendig erschien. Nachdem sich aber sogar Konkurrent McKinney für eine Vertragsverlängerung aussprach und dabei insbesondere anführte vom positiven Konkurrenzkampf im Training enorm zu profitieren, zückten die Frankfurter noch einmal die Brieftasche und verlängerten Ivorys Vertrag um zwei Monate. Das sich Ivory darauf einließ, obwohl er anderswo einen besser dortierten, längerfristigen Vertrag hätte unterzeichnen können, spricht dafür, dass er sich in Frankfurt wohlfühlt.

Weniger Wohl fühlen sich zumeist die Center unter Murat Didin. Dieser erwartet extrem viel von seinen Postspielern und ist deswegen mit dem vorhandenen Spielermaterial auf dieser Position zumeist unzufrieden, was zu jeder Menge Entlassungen und Neuverpflichtungen führt. In seiner ersten Frankfurter Amtszeit flüchteten deswegen unter anderem Robert Maras und Bernd Kruel und legten anschließend noch ordentliche Zahlen bei anderen BBL-Vereinen auf. Auch der letztjährige Frankfurt Center Ken Johnson hatte so seine Probleme mit Didin und führt in diesem Jahr die BBL bei den Blocks an – allerdings mittlerweile im Trikot der Telekom Baskets Bonn.

Umso besser für Frankfurt, dass Didin nun in diesem Jahr zwei Center gefunden zu haben scheint, die ihm zusagen. Anthony King, dessen Vertrag nun zunächst um zwei Monate verlängert wurde, war ähnlich wie Emmenecker vor Saisonbeginn direkt vom College zum Try Out der Skyliners geladen worden. Dort wusste er augenscheinlich zu überzeugen und gibt in dieser Saison einen soliden Back-up Center, der in wenigen Minuten seine Leistung bringt. Dass er durchaus auch zu mehr in der Lage ist, zeigte er in den beiden Spielen gegen Bamberg und Oldenburg, in denen er mehr Spielzeit erhielt und sich mit 16 bzw. 14 Punkten bedankte.

Ähnlich sieht die Situation bei Greg Jenkins aus, der ebenfalls nicht übermäßig viel Einsatzzeit sieht, da Didin desöfteren auf eine kleinere Aufstellung mit Derick Allen als Center vertraut. Zunächst ebenfalls nur bis Ende Dezember verpflichtet, wusste Jenkins allerdings sogar dem stets kritischen Didin zu gefallen und bekam deshalb direkt einen Vertrag bis zum Ende der Saison 2009/10.

Die Frankfurter haben damit nun – trotz des verletzungsbedingten Karriereendes von Kirsten Zöllner – einen der am tiefsten besetzen Kader der BBL. Dies dürfte nicht zuletzt eine Reaktion auf das letztjährige Playoff-Aus im Halbfinale als man der langen Bank der Telekom Baskets Bonn nichts entgegen zu setzen hatte, obwohl diese im entscheidenden fünften Spiel sogar auf Ronnie Burrel und John Bowler und somit auf den Starting Frontcourt verzichten mussten. Gelingt es den Frankfurtern neue Geldquellen aufzutreiben und Ivory und King auch über den Februar hinaus zu behalten, dürfte sich dies in diesem Jahr eher nicht wiederholen.

Fraglich ist allerdings wie es um die Teamchemie bestimmt sein wird, wenn die Spielzeit einiger Spieler doch eher begrenzt ausfallen wird. Insbesondere die beiden deutschen Dominik de Mello und Max Weber, aber auch der talentierte Bulgare Ilian Evtimov könnten unter der Konkurrenz leiden. Bekommt Trainerfuchs Didin dieses Problem allerdings in den Griff, ist den Skyliners ein tiefer Playoff-Run zuzutrauen.

Sonntag, 21. Dezember 2008

Kommentare und Notizen zum 15. Spieltag

  •  Beim 79:73-Sieg seiner Kölner über die New Yorker Phantoms Braunschweig machte Guido Grünheid zur Abwechslung mal wieder ein gutes Spiel (14 Punkte, 5 Rebounds). Dies war allerdings fürs erste auch sein letztes Spiel im Trikot der Köner, Grünheid wechselt nun auch offiziell nach Griechenland zu Egaleo Athen. Gleichzeitig konnten die Kölner aber immerhin auch bekannt geben, dass sie ihren bisherigen Topscorer Jamon Gordon bis zum Saisonende unter Vertrag nehmen konnten.

  • Das junge deutsche Spieler durchaus ansprechende Zahlen auflegen können, wenn man ihnen nur genügend Spielzeit gibt, bewies einmal mehr Christian Hoffmann für Trier. Zwar konnten auch seine 11 Punkte (drei von vier Dreier) die 82:74-Niederlage gegen Ulm nicht verhindern, aber nach zuletzt mehreren punktlosen Spielen mit wenig Einsatzzeit hat Hoffmann mal wieder bewiesen, dass man auf ihn bauen kann.

  • Die Eisbären Bremerhaven konnten bei ihrer 83:67-Niederlage gegen die Brose Baskets Bamberg erstmals auf ihren neuen Center Jared Reiner zurückgreifen. Dieser war mit 14 Punkten auch gleich Topscorer seines Teams, konnte die deutliche Niederlage allerdings auch nicht verhindern. Und das obwohl bei Bamberg die drei Nationalspieler Tim Ohlbrecht, Robert Garrett und Demond Greene in zusammen 59 Minuten auf nur magere sechs Punkte kamen. 

  • Erstmals seit dem Aufstieg in der letzten Saison durfte die BG Göttingen an diesem Wochenende - zumindest für einen Tag - an der Tabellenspitze stehen. Beim 87:80-Erfolg über Nördlingen honorierten dies auch die Zuschauer: Mit 3474 Zuschauern war die heimische Lokhalle erstmals in diesem Jahr ausverkauft.

  • Nach zuletzt drei Siegen in Folge musste die ENBW Ludwigsburg in der heimischen Rundsporthalle beim 73:77 gegen Paderborn wieder eine Niederlage einstecken. Der ehemalige Nationalspieler Stefano Garris spielte dabei auf Seiten der Paderborner neun Minuten, warf dabei zwei Dreier daneben und kam ansonsten noch auf zwei Fouls. Seine Karriere - vom ehemals gehypten Nachwuchsstar in Berlin zum defensiven Rollenspieler in Paderborn – hatte sich Garris sicher auch anders vorgestellt.

  •  Sportlich hatten die Gießen 46ers beim 75:57 gegen die Deutsche Bank Skyliners nicht viel zu lachen. Die Gießener Fans hatten allerdings die Lacher auf ihrer Seite. Ihnen war es gelungen den Frankfurter Fans ein Plakat mit der Aufschrift „Unsere Mütter ziehen LKWs“ unterzujubeln, welches diese auch brav hochhielten.

  • Der Stuhl von Trainer Thorsten Leibenath in Quakenbrück beginnt langsam aber sicher doch zu wackeln. Bei der 72:93-Heimniederlage gegen Oldenburg wollte er den Gegner mit einer großen Rotation müde zu spielen. Tatsächlich setzte er auch elf Spieler ein, von denen aber nur Darren Fenn (21 Punkte, 10 Rebounds) überzeugen konnte. Der Rest des Teams präsentierte sich desaströs und verlor bereits das zweite Viertel mit 7:31.

  • Drei Dreier in Folge von E.J. Rowland sorgten zwei Minuten vor Schluß für die Wende beim 70:60-Triumph seiner Bonner gegen Düsseldorf. Die wichtigste Nachricht des Tages wurde allerdings erst nach dem Spiel bekannt gegeben: Center Ken Johnson wurde bis Saisonende unter Vertrag genommen und freute sich sichtbar darüber.

  •  Die BBL-Tabelle ist momentan mal wieder ziemlich verzerrt, was nicht zuletzt daran liegt, dass Alba Berlin drei Spiele weniger als der Tabellenführer aus Bonn hat. Eines dieser Spiele soll nun am morgigen Montagabend nachgeholt werden. Ein Spitzentermin, insbesondere für die Fans aus Tübingen...

Donnerstag, 18. Dezember 2008

Elias Harris vor Wechsel in die NCAA

Nach Lucca Staiger will sich nun mit Elias Harris allem Anschein nach ein weiteres großes deutsches Basketball-Talent den Feinschliff an einem US-College holen. Nach zwei starken Auftritten bei den U 18 Europameisterschaften 2006 und 2007 gilt Harris bereits seit längerem als großes Talent und ging im letzten Jahr für die BIS Baskets Speyer in der Pro B auf Korbjagd. Dort war er mit 20.5 Punkten pro Spiel hinter Nikita Khartchenkov zweitbester deutscher Scorer und dank seiner 8.7 Rebounds effektivster deutscher Spieler und hatte damit maßgeblichen Anteil am Klassenerhalt seines Teams.

Als Lohn dafür wurde er nicht nur vor David McCray und Karsten Tadda zum „P4two Pro B Youngster des Jahres“ gewählt, sondern durfte im Rahmen des BBL-Allstardays auch beim NBBL-Allstargame antreten. Harris begeisterte die Zuschauer mit einigen spektakulären Aktionen, inklusive einem außergewöhnlichen Dunkings mitten ins Gesicht von Andreas Seiferth. Und auch sonst zeigte Harris, dass er mit seiner Explosivität und seinem Spielverständnis, den meisten seiner Altersgenossen deutlich überlegen war. Nicht umsonst wurde Harris nach dem Spiel zum MVP gewählt.

International sorgte er dann im Sommer wieder für Aufsehen, als er die deutsche U20-Nationalmannschaft zum Titelgewinn bei der B-EM führte und somit für den Aufstieg in die A-Division sorgte. Im Finale gegen die bis dahin ebenfalls noch ungeschlagenen Belgier, kam er dabei auf 16 Punkte und vier Rebounds und traf sieben seiner zehn Versuche aus dem Feld. Insgesamt kam er auf 14.6 Punkte pro Spiel (Platz 19) und traf 61% aus dem Feld (Platz 1).

Nun hat die Gonzaga University bekannt gegeben , dass Harris seine Zusage gegeben hat im nächsten Jahr für die so genannten „Bulldogs“ in der NCAA aufzulaufen. Diese waren im diesjährigen NCAA-Tournament in der Midwest Divison auf Platz sieben gerankt, schieden aber bereits in der ersten Runde gegen den späteren Elite Eight (Viertelfinale)-Teilnehmer Davidson aus. Aktuell hat Gonzaga eine Bilanz von 7-1 Siegen und liegt damit auf Platz zwei der West Coast Conference.

Ob Harris ähnlich wie Staiger zunächst ein Jahr aussetzen muss oder ob die NCAA ihre Regeln in der Zwischenzeit etwas spielerfreundlicher auslegt ist zur Zeit allerdings noch offen.

Mittwoch, 17. Dezember 2008

Eisbären Bremerhaven in der Krise

Es ist nicht gut bestellt um die Eisbären Bremerhaven. Gerade einmal drei Jahre nachdem der damalige Aufsteiger mit einem perfekt zu einander passenden Team um Aufbau Brian Jones die Liga überraschte und bis ins Halbfinale stürmte, steht der Verein jetzt vor dem Abgrund. In 13 spielen kam man bisher erst auf einen mageren Sieg, der Rückstand zum rettenden Ufer beträgt schon jetzt drei Siege. Und auch das nur weil die Gießen 46ers aufgrund einer Sternchenwertung bei Punktgleichheit automatisch auf den hinteren Platz gesetzt werden.

Wie aber konnte es dazu kommen? Aus meiner Sicht gibt es da mehrere Gründe:

1. Trainer Sakalauskas steht eigentlich für einen eher europäischen Spielstil, der auf einem hohen Maß an Spielintelligenz fußt. Im Aufstiegsjahr hatte man diese Spieler mit Leuten wie Brian Jones, Nick Jacobson, Evaldas Jocys oder Darren Fenn. Solche Spieler allerdings sind teuer geworden, da vor allem international immer mehr Teams auf diesen Spielertyp setzt und es eben nur eine begrenzte Anzahl solcher Spieler gibt. Bremerhaven reagierte darauf, indem man nun verstäkt auf athletische Amerikaner setzte. Bei der Verpflichtung dieser lag man allerdings zumeist ziemlich daneben. So trennte man sich vor der letzten Saison von Brian Jones und verpflichtete stattdessen Brian Brown. Brown ist beileibe kein schlechter Spieler, aber eben alles andere als spielintelligent und schon gar kein Point Guard.

2. Hinzu kommt ein zweiter Effekt. Sakalauskas ist ein Disziplinfanatiker, der von seinen Spielern extrem viel erwartet. Im Aufstiegsjahr war dies noch kein Problem, da die Spieler das System des Coaches verinnerlicht hatten und Sakalauskas zudem ohnehin nur über eine sehr kleine Rotation verfügte, also quasi gezwungen war Spieler trotz gemachter Fehler auf dem Feld zu lassen. Dies änderte sich in den Folgejahren. Teilweise wechselte Sakalauskas Spieler nach nur einem Fehler wieder aus und raubte diesen so das Selbstvertrauen und den Spaß am Spiel.

3. Zudem benötigen vor allem die atheltischen US-Amerikaner eine gewisse Freiheit, um ihre Stärken ausspielen zu können. Sakalauskas aber versuchte zu oft diese Spielertypen in sein System zu pressen, was immer wieder zu Spannungen und letztlich sogar Entlassungen sorgte. Die Liste der Spieler, die sich mehr oder weniger im Unfrieden aus Bremerhaven verabschiedeten jedenfalls ist lang, man erinnere sich nur an Axel Pleuger, Tarick Johnson, Tommy Adams, Brian Jones, Tony Bobbit, Ivars Timermanis oder zuletzt wieder Marcus Slaughter.

4. Spieler zu entlassen und neue zu verpflichten kostet allerdings Geld, eine ganze Menge Geld sogar. In Bremerhaven allerdings schien dies zunächst niemanden zu stören und als man letztes Jahr die Playoffs zu verpassen drohte verpflichtete man kurzerhand die nicht gerade billigen Matt Haryasz, Anthony Tolliver und Tony Bobbitt. Zwar schaffte man so noch den Sprung in die Playoffs, wies am Ende der Saison allerdings einen Fehlbetrag in mittlerer sechsstelliger Summe aus, der von der Stadt beglichen wurde. Und das obwohl die Stadt den Verein ohnehin schon Jahr für Jahr mit hohen sechsstelligen Summen subventioniert. Durch diese Belastungen aus dem letzten Jahr standen dann allerdings in diesem Jahr wiederum nur begrenzte Mittel zur Verfügung.

Wie aber ließen sich die angesprochenen Probleme beheben? Aus meiner Sicht nur durch einen Wechsel auf der Trainerposition. Zwar bin ich normalerweise kein Freund solcher Maßnahmen und halte persönlich Sakalauskas für einen absoluten Fachmann und - mit den richtigen Spielern - auch für einen exzellenten Coach, doch in diesem Fall ist diese Maßnahme auf Dauer absolut ununmgänglich.

Die Eisbären Bremerhaven sind da allerdings anscheinend anderer Meinung und versuchen den Kraftakt aus dem letzten Jahr zu wiederholen. Nach Darius Pakamanis, Craig Callahan und Eric Osmundson verpflichtete man nun auch noch Jared Reiner, der den meisten noch aus dem letzten Jahr bekannt sein dürfte, als er für die Brose Baskets Bamberg auflief. Dort zeigte er zwar seine unbestrittene spielerische Klasse, kam aber mit dem Disziplinfanatiker Bauermann nicht zu Recht. Ob er da besser nach Bremerhaven und zu Sakalauskas passt bleibt abzuwarten.

Finanziert wurden die Neuzugänge im übrigen zum großen Teil von Wolfgang Grube, einem Bremerhavener Bauunternehmer, der die Eisbären seit längerem finanziell unterstützt. Dieser gilt als guter Freund von Manager Jan Rathjen, weshalb dieser wohl nicht um seinen Job fürchten muss. Rathjen wiederum scheint in Nibelungentreue an Coach Sakalaskaus festhalten zu wollen. Ob und wie lange das noch gut geht wird eine der spannenden Fragen sein, die es in der Rückrunde zu beobachten gilt.

Dienstag, 16. Dezember 2008

Lucca Staiger zum Rookie der Woche gekürt

Eine schöne Nachricht erreicht uns heute aus der amerikanischen Collegeliga NCAA. Der ehemaligedeutsche Jugendnationalspieler Lucca Staiger (u.a. U-18 EM 2005 und U-20 EM 2006) wurde in der Big 12 Conference zum Rookie der Woche gekürt. Dies ist um so erfreulicher, da Staigers College-Karriere zunächst mit einem Rückschlag startete. Statt nämlich sofort für sein Team (die Iowa State University) auflaufen zu können, musste er zunächst ein Jahr aussetzen, da ihn die NCAA als Profi deklarierte. Was war passiert? Staiger hatte in Deutschland zusammen mit Profis in einem Team gespielt, selbst aber kein Geld verdient.

Im Gegenteil Staiger hatte sogar alles getan um auf keinen Fall als Profi zu erscheinen.  Als die Urspring-Schule ihm das Schulgeld erlassen wollte, lehnten dies seine Eltern mit Verweis auf die strengen NCAA-Regularien ab und bezahlten es brav weiter aus eigener Tasche. Zudem lehnte Staiger zahlreiche Angebote europäischer Spitzenklubs ab, um sich seinen Traum von der NCAA zu erhalten. Zwar schaltete sich während des Konfliktes mit der NCAA sogar der DBB ein und wandte sich an den Weltverband FIBA, doch dies nützte letztlich genauso wenig wie die von Fans ins Leben gerufene „Free Lucca“-Petition, die in den USA landesweit für aufsehen sorgte. Staiger musste ein frustrierendes Jahr auf der Tribüne verbringen.

Doch nun ist Staigger zurück auf dem Court. Zwar musste er sich im Sommer einer Operation am Knie unterziehen und ist dadurch noch immer eingeschränkt, doch wollte er auf keinen Fall noch länger auf seinen ersten Einsatz warten. Vor etwas mehr als einem Monat am 14.11.2008 war es dann endlich soweit. Staiger betrat erstmals das Parkett des Hilton Coliseums, der Heimstätte seines Teams, und alle 13.135 Zuschauer erhoben sich von ihren Sitzen und empfingen den deutschen mit stehenden Ovationen.

Doch zunächst hatte Staiger noch einige Probleme sein Spiel zu finden. In den ersten beiden Spielen, nahm er insgesamt nur fünf Würfe und traf gar nur einen einzigen. Doch dann gelang ihm gegen die Wisconsin-Milwaukee Panthers der Durchbruch: Vier von fünf Dreiern, zwölf Punkte, fünf Rebounds und vier Assists standen für ihn am Ende der Partie zu Buche. Staiger war nun auch sportlich in der NCAA angekommen.

Zwar verlässt sich Staiger momentan noch zu sehr auf seinen Distanzwurf und vernachlässigt andere Wege um zu punkten, dies dürfte sich aber besseren, sobald die Probleme mit seinem Knie abklingen. Mit 48 % Dreierquote gehört er schon jetzt zu den besten Schützen der NCAA und wenn er so weiter macht, bleibt die Auszeichnung zum Rookie der Woche wohl nicht seine letzte in den drei ihm noch verbleibenden Jahren am College.

Das Mid-Iowa Newspaper hat vor einem Monat einen interessanten Artikel über Staigers Jugend und seine bisherige Karriere veröffentlicht. Wer mehr wissen will: Hier geht es lang (engl.).

Montag, 15. Dezember 2008

Guido Grünheid verlässt Köln: Hoffnungsschimmer oder letzter Sargnagel?

Guido Grünheid – immerhin ehemaliger deutscher Nationalspieler (und damit der Beweis wie schlecht es wirklich mal um den deutschen Nachwuchs stand) – soll sich laut einem interbasket-User mit dem griechischen Verein Aigaleo BC auf einen Vertrag bis zum Saisonende geeinigt haben. Eigentlich eine Meldung, die kaum einen vom Hocker hauen würde, wenn Grünheid nicht bisher noch bei den Köln 99ers unter Vertrag stehen würde. Erst vor kurzem verloren die 99ers Yassin Idbihi, weil diesem ein lukratives Angebot aus der zweiten (!) französischen Liga vorlag und die Kölner mit diesem finanziell nicht mithalten konnten. Jetzt also auch noch Grünheid?

Kurze Rückblende: Jahrelang gehörten die Köln 99ers dank ihres Mäzens Herbert Zimmer zu den finanzstärksten Vereinen der Bundesliga und konnten es sich leisten bei Spielerverpflichtungen ordentlich zu klotzen. Doch Mitte der letzten Saison ging Zimmer privat pleite und musste sämtliche Zahlungen einstellen. Die 99ers schlitterten in die Insolvenz und hatten eigentlich ihre BBL-Lizenz schon zurückgegeben, als sich in allerletzter Sekunde mit dem Hamburger Jürgen Wollny doch noch ein Investor fand, der das Überleben der Profi-Mannschaft sicherte.

Doch Wollny ist kein Mäzen im Stille Zimmers, der fröhlich den privaten Geldbeutel öffnet. Stattdessen setzte er es sich zum Ziel den öffentlichen Auftritt der 99ers zu professionalisieren, die unter Zimmer zumeist vernachlässigten Kontakte zur Wirtschaft zu reaktivieren und so ein tragfähiges Netzwerk zu schaffen. Ersteres ist ihm durchaus gelungen, doch bisher scheint sich dies nocj nicht in neuen Sponsorengeldern niederzuschlagen.

Die logische Konsequenz daraus: Ein Kader, der nur in absoluter Top-Verfassung bundesligatauglich ist. Bisher allerdings blieb die Mannschaft diesen Nachweis nur all zu oft schuldig und steht deshalb mit nur drei Siegen völlig zu Recht auf dem vorletzten Tabellenplatz. Problematisch ist dabei nicht nur die teilweise fehlende individuelle klasse des Kaders, sondern auch der erzwungene Trainerwechsel vor der Saison. Sasa Obradovic hatte jahrelang in Köln als Spieler und Trainer gute Arbeit geleistet und auch viel Herzblut investiert, erlag dann aber doch dem Angebot des BC Kiev, einem Verein, der sich finanziell in ganz anderen Sphären bewegt.

Nachfolger Drasko Prodanovic hatte jahrelang an der Seite Obradovics gearbeitet und galt vielen als das eigentliche Hirn hinter den Kölner Erfolgen und Einflüsterer seines Chefs. Dies mag teilweise so gewesen sein, im Moment zeigt Prodanovic aber auch, dass er für einen Job an vorderster Coaching-Front eher nicht geeignet ist. Eine konfuse Verteilung der Spielzeit, unverständliche Auswechslungen, sowie fatale Fehlentscheidungen in Drucksituationen sind nur einige der Dinge, die ihm vorgeworfen werden. Ein junges Team, wie das der Kölner bräuchte aber eigentlich einen Coach der Sicherheit vermittelt.

Die Situation in Köln ist also im Moment sowohl finanziell, als auch sportlich alles andere als rosig. Und doch gibt es einen Hoffnungsschimmer am Horizont. Erst vor wenigen Wochen konnte man mit der Renault Deutschland AG und deren Marke Dacia endlich einen größeren Sponsoren-Deal an Land zu ziehen. Die eingenommene Summer beläuft sich dabei zwar nicht ganz auf den im Internet kolpoltierten mittleren sechsstelligen Betrag, immerhin steht aber nun überhaupt wieder Geld für Nachverpflichtungen zur Verfügung.

Zudem scheint es nun gelungen zu sein mit Guido Grünheid einen der Topverdiener, der nie die erwartete Leistung brachte, loszuwerden. Auch das so eingesparte Geld, dürfte schon recht bald in neue Spieler investiert werden. Köln kann laut Liga-Regularien noch zwei Spieler verpflichten und wird dies auch in nächster Zeit tun. Wer es allerdings wird hängt davon ab, welcher Spieler denn überhaupt in der Lage ist den 99ers sofort zu helfen und bereit wäre nach Köln zu wechseln. Auf Sportdirektor Stephan Baeck und sein Scoutingteam kommt da eine Menge Arbeit zu. Denn eins ist klar, die beiden Nachverpflichtungen müssen jetzt sitzen...

Sonntag, 14. Dezember 2008

Kommentare und Notizen zum 14. Spieltag der BBL

  • Die Eisbären Bremerhaven haben am Freitag nicht nur mit einem 77-68 in Paderborn ihre zwölfte Saisonniederlage kassiert, sondern auch einen neuen Hoffnungsträger vorgestellt. Eric Osmundson war zusammen mit Adam Chubb in Pennsylvania am College und soll nun als Combo-Guard die Eisbären-Riege verstärken. Zum Einstand brachte er es auf sechs Punkte und einem Treffer bei sechs Versuchen aus dem Feld. Da Osmundson nach Darius Pakamanis und Craig Callahan bereits die dritte Nachverpflichtung Bremerhavens in diesem Jahr ist, können die Eisbären somit lediglich noch einen neuen Spieler unter Vertrag nehmen.

  • Ebenfalls nachverpflichtet haben die Artland Dragons Quakenbrück. Nach der 75-66 Niederlage in Braunschweig steht man dort mit 16:12 Punkten nur auf einem enttäuschenden achten Tabellenplatz. Abhilfe schaffen soll da Tyray Pearson, der einst für Braunschweig 9.4 Rebounds pro Spiel einsammelte und damit die Liga anführte. Anschließend wechselte er nach Bonn, riß sich dort allerdings in der Saisonvorbereitung die Achillessehne. Nach einem Jahr in der dritten spanischen Liga, will er es nun also noch einmal in der BBL wissen.

  • Gleich zwei neue Spieler setzten die Giants Nördlingen beim 73-61-Heimerfolg gegen Köln ein. Während Point Guard Derrick Lang noch keine Akzente setzen konnte, kam Center Brian Butch immerhin schon mal auf vier Punkte und starke neun Rebounds. Bei Köln scheint sich Nachwuchshoffnung Phillip Schwethelm seinen Stammplatz in der Rotation ebenfalls zurück erkämpft zu haben. Gegen Nördlingen konnte er seine 31 Minuten Spielzeit allerdings zumindest offensiv nicht produktiv nutzen.

  • Eine ganze Menge neuer Spieler wünschte sich wohl auch Headcoach Pedrag Krunic, wärend der 84-53-Klatsche seiner EWE Baskets Oldenburg in Frankfurt. Rächt sich hier, dass Krunic konsequent seit Jahren auf eine sehr kleine Rotation setzt und somit riskiert, dass sich seine Leistungsträger müde spielen? Die Zeit wird es zeigen...

  • Das Comeback des Spieltages legte hingegen die BG Göttingen hin. 50-28 führte Tübingen in eigener Halle zur Halbzeit, doch dann verloren sie die Kontrolle über das Spiel und fanden kein Gegenmittel gegen die Göttinger Ganzfeldpresse. Knapp eine Minute vor dem Ende ging Göttingen durch John Little erstmals in Führung, wenig später erhöht Kyle Bayley den Vorsprung von der Freiwurflinie aus auf zwei Punkte. Tübingen hatte den letzten Angriff und brachte den Ball ausgerechnet zu Rasko Katic. Der trifft im Schnitt weniger als die Hälfte seiner Freiwürfe und wurde folgerichtig auch prompt gefoult, traf von der Linie nur einen seiner zwei Versuche und Göttingen hatte das Spiel tatsählich noch mit 65-64 gewonnen.

  • Ähnliches hatten wohl auch die Gießen 46ers vor. Auch sie lagen vor der Spieltags-Rekordkulisse von 6400 Zuschauern in Bamberg zur Halbzeit schon mit 22 Punkten zurück, nur um anschließend das dritte Viertel mit 18-5 zu gewinnen und sich so wieder in Schlagdistanz zu bringen. Bamberg ist allerdings nicht Tübingen, legte den Schalter rechtzeitig wieder um und gewann am Ende verdient mit 79-56. Besonders erfreulich: Mit Dominik Schneider und Karsten Tadda kamen so auch zwei Spieler aus dem ambitionierten Nachwuchsprogramm der Bamberger zum Einsatz.

  • Seinen 85. Geburtstag feierte in Bamberg unterdessen Bert Peßler und wurde dabei von den Bamberger Fans mit Standing Ovations bedacht. Peßler gilt als Bamberger Basketball-Pionier, brachte 1953 den Basketball an die Philologisch Theologische Hochschule in Bamberg und war ein wichtiger Unterstützer bei der Gründung einer Basketball-Abteilung des 1.FC Bamberg, dem Vorläufer der heutigen Brose Baskets. Ich gratuliere von Herzen.

  •  Die Sensation des Spieltages gelang den Düsseldorf Giants mit einem 84-81 Heimsieg gegen Alba Berlin. Diese allerdings waren doch arg dezimiert angetreten. Mit Julius Jenkins, Patrick Femerling, Adam Chubb und Rashard Wright fehlten gleich vier Spieler aus der engeren Rotation. Das führte dazu, dass Nationalspieler Johannes Herber immerhin schon zu seinem dritten Saisoneinsatz kam. Künftig sollte sich der ein oder andere deutsche Nachwuchsspieler wohl besser überlegen, ob er nach Berlin wechselt oder lieber anderswo Spielpraxis sammelt.

  • Neuer Spitzenreiter sind somit die Telekom Baskets Bonn nach einem 84:66 Sieg gegen den TBB Trier. Bonn setzte dabei wie schon desöfteren dieses Jahr auf eine Elf-Mann-Rotation. Wenn nun im neuen Jahr der bislang verletzte Center John Bowler zurückkehrt, will sich Coach Mike Koch dennoch nicht von einem Spieler trennen, sondern den Vertrag mit Ken Johnson trotzdem bis zum Saisonende verlängern, um so gegen mögliche Verletzungen gewappnet zu sein.

Der deutsche Nachwuchs in der Krise? (Teil 3)

Was noch zu tun ist

Hier geht es zu Teil 1
Hier geht es zu Teil 2

Fassen wir also noch einmal zusammen. Man hat versucht die Ausbildung junger Nachwuchsspieler auf professionellere Füß zu stellen und zudem dafür zu sorgen, dass den jungen Leuten auch eine Perspektive als Basketball-Profi geboten wird. Tatsächlich ist die Talsohle mittlerweile auch schon wieder durchschritten. Dies zeigt nicht nur die Teilnahme der U-18 Nationalmannschaft an der Europameisterschaft diesen Sommer, sondern auch die Tatsache, dass sich mit Pleiss, Schwethelm, Ohlbrecht, Günther, Lischka, McCray und einigen anderen doch einige Talente eine nicht unbedeutende Rolle in der Bundesliga spielen. Zudem sammeln mit Elias Harris, Maurice Stuckey, Christian Standhardinger, Robin Benzing und co weitere talentiere Jungen Spielpraxis in den unteren Ligen und stehen bereit in den nächsten Jahren den nächsten Schritt zu machen.

Klar ist aber auch, dass man sich damit noch nicht zufrieden geben sollte, sind sich viele Marketing-Experten doch darin einig, dass die Vermarktungsprobleme des deutschen Basketballs nicht zuletzt auf den Mangel an jungen, deutschern Gesichtern zurückzuführen ist. Was aber ist noch zu tun?

Ein erster, weiterer Schritt steht bereits kurz vor der Umsetzung. Zur neuen Saison wird die JBBL eingeführt, was nichts anderes bedeutet, als dass das Konzept der NBBL nun auch auf die U-16 Meisterschaft übertragen wird. Ein wichtiger Schritt. Nun ist es aber auch an der Zeit an der NBBL weitere Verbesserung vorzunehmen. Das Teilnehmerfeld ist viel zu groß, in jeder Division gibt es mindestens ein chancenloses Team. So etwas ist ärgerlich weil es weder dem chancenlosen Team noch dessen Gegnern irgendwie weiterhilft. Deshalb muss die NBBL aus meiner Sicht verkleinert werden, um wirklich qualitativ hochwertige Spiele auch in der Hauptrunde zu garantieren.

Eine Stufe höher, nämlich in der BBL, darf man sich mit der angestrebten Quote von vier deutschen Spielern nicht zufrieden geben. Auf lange Sicht sollte man hier mindestens auf einen Wert von sechs deutschen Spielern auf dem Spielberichtsbogen kommen. Es kann eigentlich von keinem Verein zu viel verlangt sein, zumindestens die Hälfte des Kaders mit einheimischen Spielern zu besetzen. Wer unbedingt möchte oder muss kann dann ja immer noch mit sechs Amerikanern auflaufen, nur spätestens die Positonen 7-12 müssten dann von deutschen besetzt werden.

Auch das Konzept des Ausbildungsfonds sollte weiterentwickelt werden. Zum einen sollte im Laufe der Zeit die Gebühr für Neuverpflichtungen nach und nach erhöht werden, um den Einsatz junger deutscher Spieler noch besser belohnen zu können. Zum anderen sollte diese Strafgebühr aber gestaffelt werden. Und zwar sollten Neuverpflichtungen vor der Saison günstiger sein, als Verpflichtungen während der Saison. Zudem könnte man darüber nachdenken Verpflichtungen innerhalb der BBL ebenfalls geringer zu belasten, um so das halten von Gesichtern in der Liga ein wenig zu belohnen.

Dies ist das was die BBL tun kann und muss, um die Rahmenbedingungen zu schaffen, damit wir auch in Zukunft wieder ein erfolgreiches Nationalteam zu sehen kriegen und die BBL-Teams bald wieder aus deutschen Leistungsträgern bestehen. Darüberhinaus müssen aber natürlich auch die Vereine selbst ihren Teil dazu beitragen, indem sie zum Beispiel schon im Jugendbereich mit dem Scouting in der Region anfangen und die talentiertesten Spieler bei sich konzentrieren. Auch die Anstellung hauptamtlicher und vor allem kompetenter Trainer im Jugendbereich ist ein Punkt der bei zu vielen Vereinen noch zu stiefmütterlich behandelt wird.

Als Fazit bleibt also festzuhalten: Es ist schon einiges gemacht worden und die Trendwende ist geschafft. Zwar ist auch noch eine Menge zu tun, doch alles in allem lässt sich doch heute wieder halbwegs positiv in die Zukunft des deutschen Basketballs schauen. Und das ist schon mehr als man vor einigen Jahren auch nur zu hoffen wagen durfte...

Samstag, 13. Dezember 2008

Der deutsche Nachwuchs in der Krise? (Teil 2)

Die bereits eingeleiteten Reformen

Hier geht's zu Teil 1:

Glücklicherweise für den deutschen Basketball kam es dann aber im Sommer 2005 zu einem Wechsel an der Spitze der Basketball Bundesliga. Otto Reintjes trat ab und wurde durch Jan Pommer ersetzt. Dieser erkannte das Problem recht schnell und reagierte auch dementsprechend zügig. Zunächst allerdings fielen aus rechtlichen Gründen sämtliche Ausländerbeschränkung weg. Die heutige Entwicklung, dass Teams teilweise beinahe ausschließlich aus Amerikanern bestehen, wurde dadurch erst ermöglicht.

Doch Pommer nahm dies nicht wie noch sein Vorgänger schicksalsergeben hin, sondern reagierte. Und zwar zunächst mit der Einführung einer so genannten Deutschenquote. Mindestens drei deutsche müssen seitdem auf dem Spielberichtsbogen stehen. Wer also nicht auf eine reine Neuner-Rotation plus drei Quotendeutsche limitiert sein möchte muss also zumindest zum Teil auf deutsche Spieler setzen. Spätestens im nächsten Jahr, wenn die Quote auf vier deutsche Pflichtspieler steigt, werden wohl auch die letzten Verweigerer wie Oldenburg oder Tübingen regelmäßig - zumindest zeitweise - einheimische Akteure aufs Parkett schicken. Zudem haben junge deutsche Spieler so wieder eine Perspektive gewonnen, weil sie wissen, dass sie gebraucht werden.

Damit diese dafür aber auch genügend deutsche Qualitätsspieler zur Verfügung haben wurde auch die gesamtdeutsche Jugendarbeit proffesionalisiert. Die bisher außerhalb des Radars der Öffentlichkeit stattfindenden U18 und U-20 Meisterschaften wurden abgeschafft und durch eine bundesweite U-19 Nachwuchsbundesliga die NBBL ersetzt. Die Vorteile davon liegen auf der Hand. Auf der einen Seite wurde für die Nachwuchsmannschaften eine Öffentlichkeit geschaffen. Spiele vor mehr als 1000 Zuschauern wären zuvor undenkbar gewesen, kommen nun aber in schöner regelmäßigkeit –vor allem in den Playoffs – vor. Dies ist nicht nur eine tolle Sache für die jungen Spieler, sondern sorgt auch für einen gewissen Druck auf die Vereine. Wer möchte sich schon die Frage gefallen lassen, warum es denn nie eines der Talente aus der NBBL in den Profi-Kader geschafft hat?

Hinzu kommt selbstverständlich auch noch der Effekt, dass die jungen Spieler seitdem auch regelmäßig auf andere starke Teams und Spieler treffen und so im Idealfall Woche für Woche gefordert sind und sich weiterentwickeln können. Dies war im alten System so nicht gegeben, insbesondere den ganz großen Talenten fehlten dort über weite Strecken der Saison schlicht geeignete Gegner. Zwar gilt es einzugestehen, dass dieses Ziel noch nicht überall verwirklicht werden konnte (das Team des MBC beispielsweise ist deutlich unter dem angestrebten Niveau der Liga und somit wenig hilfreich).

 Doch nach und nach werden sich auch an bisher noch schwächeren Standorten entwickeln und eine anständige Nachwuchsarbeit aufbauen. Dies liegt nicht nur an dem „sanften Druck“ (Pommer) der durch die Quote erzeugt wird, sondern auch an der Tatsache, dass jeder Verein der eine Lizenz für die Bundesliga haben möchte, mindestens 8 % des Etats in die Nachwuchsarbeit investieren muss.  Zunächst mögen einige Vereine diese Ausgaben eher Alibimäßig jedes Jahr abführen, um die Lizenz zu erhalten. Im Laufe der Zeit werden die meisten Vereine aber sinnvolle Strukturen schaffen, um von diesen 8 % des Etats (bei zwei Millionen Euro Etat, immerhin 160.000 Euro pro Jahr) in einigen Jahren einen möglichst hohen Ertrag in Form talentierter Jugendlicher zu bekommen.

Was aber wenn es zwar talentierte Nachwuchsspieler gibt, diese aber bereits zu alt für die NBBL sind, es aber noch nicht ganz für die Herren-Bundesliga reicht? Bisher war es gängige Praxis, dass solche Spieler in den unteren Spielklassen Erfahrung und Spielpraxis sammelten, um dann den Sprung in die BBL zu wagen. Doch genau dort lag das Problem. Die Kluft zwischen der damals noch zweigeteilten zweiten Bundesliga und der BBL war viel zu groß, kaum ein Talent schaffte den Sprung. Deshalb wurden die zwei Zweitenligen zur so genannten Pro A zusammengeführt und im Zuge dieser Reform auch professionalisiert (Stichworte: Mindestetat, Hallengröße, etc.).

Die Pro A rückt somit also näher an die BBL heran und die Chance bereits in der Pro A etablierter deutscher auf einen Platz in der Bundesliga steigen. Nun galt es aber noch dafür zu sorgen, dass es in der Pro A nicht zu dem selben Effekt wie in der BBL kommt und auf einmal nur noch Amerikaner auflaufen. Dem wird allerdings entgegen gewirkt, indem seit diesem Jahr immer mindestens ein deutscher Spieler auf dem Feld stehen muss (Deutschenpflicht). Eine etwas ungewöhnliche Maßnahme, die allerdings unumgänglich wurde, um die Pro A als „junge Liga“ für den Nachwuchs zu positionieren.

Als bisher letzte Maßnahme wurden die Vereine - simpel ausgedrückt – mit Geld gelockt. Dazu wurde ein so genannter Ausbildungsfonds gegründet. Das Prinzip dahinter ist recht einfach. Für jede Neuverpflichtung muss ein BBL-Verein 2800 Euro Transfergebühr an die BBL überweisen, die damit wiederum den Fonds speist. Ausgeschüttet wird das ganze dann auf zwei Wegen. Zum einen enthält jeder Ausbildungsverein unterhalb der Pro B 8000 Euro, sobald einer ihrer Spieler einen BBL-Vertrag unterzeichnet. Zum anderen wird der Rest der Summe wieder unter den Vereinen aufgeteilt. Der Clou an der Sache: Das Geld wird nach Einsatzzeiten für deutsche U-24 Spieler verteilt. Im Klartext: Wer jungen, deutschen Spielern viel Spielzeit gibt, bekommt am Ende eine ordentliche Summe aus dem Fonds, wer dies nicht tut, der geht eben leer aus.

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Der deutsche Nachwuchs in der Krise? (Teil 1)

Der Moment vor dem wir uns jahrelang gefürchtet haben, wie der Teufel vor dem Weihwasser rückt unaufhaltsam näher. Denn auch wenn Dirk Nowitzki sich zuletzt wieder ein Hintertürchen offen gelassen hat, bei der Europameisterschaft in Polen im nächsten Sommer wird das deutsche Team erstmals seit fast einem Jahrzehnt wieder ohne den NBA-Star antreten. Damit ist allerdings auch klar, dass Erfolge wie der begeisternde vierte Platz bei der EM 2001 in der Türkei oder die Silbermedallie bei der EM 2005 in Serbien zunächst einmal der Vergangenheit angehören. Doch wie konnte es dazu kommen? Und wie lange gilt es noch zu warten bis eine neue Generation von Hoffnungsträgern die Nationalmannschaft wieder in die Spitze Europas wird führen können?

Die Sünden der Vergangenheit

Als im Oktober 2000 die Basketball-Bundesliga in eine neue Spielzeit ging, schien die Zukunft des deutschen Basketballs rosig. Mit s.oliver hatte man einen neuen Ligasponsor gewinnen können der immerhin knapp 1.5 Millionen Euro einbrachte. Zudem war es gelungen mit Hilfe der deutschen Bahn und der Direkt Anlage Bank einen Vertrag mit dem Kirch-Konzern zu schließen, in dessen Folge jeden Samstag ein Basketball-Magazin auf Sat. 1, sowie ein Top-Spiel der Woche auf DSF ausgestrahlt wurde.

Die Vermarktungsmöglichkeiten des Basketballs in Deutschland schienen also zunächst ganz neue, bisher ungekannte Dimensionen zu erreichen. Doch wie sah es in der Jugendarbeit aus? Schaut man sich den Kader der Nationalmannschaft 2001 an, so erkennt man folgendes: Von den insgesamt zwölf Spielern, stammen stolze neun entweder aus der Schule des Tus Lichterfelde oder aus Würzburg (nämlich Demirel, Okulaja, Pesic, Garris, Tomic und Papic aus Berlin, sowie Garrett, Willoughby und Nowitzki aus Würzburg). Daran sieht man, dass die Nachwuchsarbeit in Deutschland auf lediglich zwei Schultern ruhte, zumal auch Femerling und Arigbabu bereits in jungen Jahren in Berlin aktiv waren.

Gleichzeitig ließen sich aber auch zwei beunruhigende Entwicklungen beobachten: Erstens waren die deutschen Jugendnationalmannschaften in den letzten Jahren chronisch erfolglos gewesen. So war die deutsche U-20 Nationalmannschaft in der Qualifikation zur Europameisterschaft an Nationen wie Portugal, Finnland und Belgien gescheitert. Wenig besser sah es bei der U-18 Nationalmannschaft aus. Zwar gelang dort die Qualifikation zur Vorschlussrunde, dort belegte man aber hinter Island und der Schweiz den letzten Gruppenplatz. Schaut man sich die oben verlinkten Kader einmal genauer an, so sieht man, dass von den 24 eingesetzten Spielern es dann tatsächlich nur drei (Geib, Strasser, Grünheid) zu Nationalspielern geworden sind.

Es war um den deutschen Nachwuchs also alles andere als gut bestellt. Hinzu kam nun aber noch ein damals bereits absehbares Problem. Die Zeiten in denen deutsche Spieler durch restriktive Ausländerbeschränkungen geschützt waren gingen mehr und mehr zu Ende. Nachdem bereits seit längerem EU-Ausländer den deutschen Spielern gleichgestellt werden musste, führte man im Sommer 2001 auf Druck der Fiba auch noch den so genannten Bosman B-Ausländer ein, so dass in der Folge zwei Spieler aus Osteuropa (und Israel) erlaubt waren. Die Konsequenz aus mehr Ausländern in der Liga sollte auch damals schon jedem klar gewesen sein, nämlich weniger Spielzeit für deutsche und erst Recht für deutsche Talente.

Im deutschen Fußball gab es eine ähnliche Entwicklung, auf die der DFB reagiert indem er unter anderem zur Saison 2001/02 für jeden Profi-Verein ein eigenes Jugendinternat inklusive hauptamtlicher Trainer zur verpflichtenden Lizenzauflage machte und konsequent die Nachwuchsarbeit föderte. Und wie reagierte die Basketball Bundesliga und der deutsche Basketball Bund? Erstmal gar nichts. Bis zum Ende der Amtszeit Otto Reintjes‘ als BBL-Commisioner im Frühjahr 2005 wurde die Liga zwar nach außen hin professionalisiert (Stichwort: neue Hallenstandards) auf Reformen zur Stärkung der Nachwuchsförderung wartete man allerdings vergeblich.

Schaut man sich die Basketball-Nationalmannschaft an die in Peking auflief,  sieht man, dass von den Spielern, die im oben angesprochenen Zeitraum (also ca. 2000-2005) in den Jugendnationalmannschaften hätten auflaufen können (Jahrgänge 1982 bis 1989) es lediglich Phillip Zwiener und Tim Ohlbrecht in den Kader geschafft haben (Konrad Wysocki mag formal auch dazugehören, wurde aber in den USA am College ausgebildet). Es sind diese Jahrgänge, die uns heute fehlen um die Verantwortung in der Nationalmannschaft zu übernehmen.

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