Samstag, 13. Dezember 2008

Der deutsche Nachwuchs in der Krise? (Teil 2)

Die bereits eingeleiteten Reformen

Hier geht's zu Teil 1:

Glücklicherweise für den deutschen Basketball kam es dann aber im Sommer 2005 zu einem Wechsel an der Spitze der Basketball Bundesliga. Otto Reintjes trat ab und wurde durch Jan Pommer ersetzt. Dieser erkannte das Problem recht schnell und reagierte auch dementsprechend zügig. Zunächst allerdings fielen aus rechtlichen Gründen sämtliche Ausländerbeschränkung weg. Die heutige Entwicklung, dass Teams teilweise beinahe ausschließlich aus Amerikanern bestehen, wurde dadurch erst ermöglicht.

Doch Pommer nahm dies nicht wie noch sein Vorgänger schicksalsergeben hin, sondern reagierte. Und zwar zunächst mit der Einführung einer so genannten Deutschenquote. Mindestens drei deutsche müssen seitdem auf dem Spielberichtsbogen stehen. Wer also nicht auf eine reine Neuner-Rotation plus drei Quotendeutsche limitiert sein möchte muss also zumindest zum Teil auf deutsche Spieler setzen. Spätestens im nächsten Jahr, wenn die Quote auf vier deutsche Pflichtspieler steigt, werden wohl auch die letzten Verweigerer wie Oldenburg oder Tübingen regelmäßig - zumindest zeitweise - einheimische Akteure aufs Parkett schicken. Zudem haben junge deutsche Spieler so wieder eine Perspektive gewonnen, weil sie wissen, dass sie gebraucht werden.

Damit diese dafür aber auch genügend deutsche Qualitätsspieler zur Verfügung haben wurde auch die gesamtdeutsche Jugendarbeit proffesionalisiert. Die bisher außerhalb des Radars der Öffentlichkeit stattfindenden U18 und U-20 Meisterschaften wurden abgeschafft und durch eine bundesweite U-19 Nachwuchsbundesliga die NBBL ersetzt. Die Vorteile davon liegen auf der Hand. Auf der einen Seite wurde für die Nachwuchsmannschaften eine Öffentlichkeit geschaffen. Spiele vor mehr als 1000 Zuschauern wären zuvor undenkbar gewesen, kommen nun aber in schöner regelmäßigkeit –vor allem in den Playoffs – vor. Dies ist nicht nur eine tolle Sache für die jungen Spieler, sondern sorgt auch für einen gewissen Druck auf die Vereine. Wer möchte sich schon die Frage gefallen lassen, warum es denn nie eines der Talente aus der NBBL in den Profi-Kader geschafft hat?

Hinzu kommt selbstverständlich auch noch der Effekt, dass die jungen Spieler seitdem auch regelmäßig auf andere starke Teams und Spieler treffen und so im Idealfall Woche für Woche gefordert sind und sich weiterentwickeln können. Dies war im alten System so nicht gegeben, insbesondere den ganz großen Talenten fehlten dort über weite Strecken der Saison schlicht geeignete Gegner. Zwar gilt es einzugestehen, dass dieses Ziel noch nicht überall verwirklicht werden konnte (das Team des MBC beispielsweise ist deutlich unter dem angestrebten Niveau der Liga und somit wenig hilfreich).

 Doch nach und nach werden sich auch an bisher noch schwächeren Standorten entwickeln und eine anständige Nachwuchsarbeit aufbauen. Dies liegt nicht nur an dem „sanften Druck“ (Pommer) der durch die Quote erzeugt wird, sondern auch an der Tatsache, dass jeder Verein der eine Lizenz für die Bundesliga haben möchte, mindestens 8 % des Etats in die Nachwuchsarbeit investieren muss.  Zunächst mögen einige Vereine diese Ausgaben eher Alibimäßig jedes Jahr abführen, um die Lizenz zu erhalten. Im Laufe der Zeit werden die meisten Vereine aber sinnvolle Strukturen schaffen, um von diesen 8 % des Etats (bei zwei Millionen Euro Etat, immerhin 160.000 Euro pro Jahr) in einigen Jahren einen möglichst hohen Ertrag in Form talentierter Jugendlicher zu bekommen.

Was aber wenn es zwar talentierte Nachwuchsspieler gibt, diese aber bereits zu alt für die NBBL sind, es aber noch nicht ganz für die Herren-Bundesliga reicht? Bisher war es gängige Praxis, dass solche Spieler in den unteren Spielklassen Erfahrung und Spielpraxis sammelten, um dann den Sprung in die BBL zu wagen. Doch genau dort lag das Problem. Die Kluft zwischen der damals noch zweigeteilten zweiten Bundesliga und der BBL war viel zu groß, kaum ein Talent schaffte den Sprung. Deshalb wurden die zwei Zweitenligen zur so genannten Pro A zusammengeführt und im Zuge dieser Reform auch professionalisiert (Stichworte: Mindestetat, Hallengröße, etc.).

Die Pro A rückt somit also näher an die BBL heran und die Chance bereits in der Pro A etablierter deutscher auf einen Platz in der Bundesliga steigen. Nun galt es aber noch dafür zu sorgen, dass es in der Pro A nicht zu dem selben Effekt wie in der BBL kommt und auf einmal nur noch Amerikaner auflaufen. Dem wird allerdings entgegen gewirkt, indem seit diesem Jahr immer mindestens ein deutscher Spieler auf dem Feld stehen muss (Deutschenpflicht). Eine etwas ungewöhnliche Maßnahme, die allerdings unumgänglich wurde, um die Pro A als „junge Liga“ für den Nachwuchs zu positionieren.

Als bisher letzte Maßnahme wurden die Vereine - simpel ausgedrückt – mit Geld gelockt. Dazu wurde ein so genannter Ausbildungsfonds gegründet. Das Prinzip dahinter ist recht einfach. Für jede Neuverpflichtung muss ein BBL-Verein 2800 Euro Transfergebühr an die BBL überweisen, die damit wiederum den Fonds speist. Ausgeschüttet wird das ganze dann auf zwei Wegen. Zum einen enthält jeder Ausbildungsverein unterhalb der Pro B 8000 Euro, sobald einer ihrer Spieler einen BBL-Vertrag unterzeichnet. Zum anderen wird der Rest der Summe wieder unter den Vereinen aufgeteilt. Der Clou an der Sache: Das Geld wird nach Einsatzzeiten für deutsche U-24 Spieler verteilt. Im Klartext: Wer jungen, deutschen Spielern viel Spielzeit gibt, bekommt am Ende eine ordentliche Summe aus dem Fonds, wer dies nicht tut, der geht eben leer aus.

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