Samstag, 13. Dezember 2008

Der deutsche Nachwuchs in der Krise? (Teil 1)

Der Moment vor dem wir uns jahrelang gefürchtet haben, wie der Teufel vor dem Weihwasser rückt unaufhaltsam näher. Denn auch wenn Dirk Nowitzki sich zuletzt wieder ein Hintertürchen offen gelassen hat, bei der Europameisterschaft in Polen im nächsten Sommer wird das deutsche Team erstmals seit fast einem Jahrzehnt wieder ohne den NBA-Star antreten. Damit ist allerdings auch klar, dass Erfolge wie der begeisternde vierte Platz bei der EM 2001 in der Türkei oder die Silbermedallie bei der EM 2005 in Serbien zunächst einmal der Vergangenheit angehören. Doch wie konnte es dazu kommen? Und wie lange gilt es noch zu warten bis eine neue Generation von Hoffnungsträgern die Nationalmannschaft wieder in die Spitze Europas wird führen können?

Die Sünden der Vergangenheit

Als im Oktober 2000 die Basketball-Bundesliga in eine neue Spielzeit ging, schien die Zukunft des deutschen Basketballs rosig. Mit s.oliver hatte man einen neuen Ligasponsor gewinnen können der immerhin knapp 1.5 Millionen Euro einbrachte. Zudem war es gelungen mit Hilfe der deutschen Bahn und der Direkt Anlage Bank einen Vertrag mit dem Kirch-Konzern zu schließen, in dessen Folge jeden Samstag ein Basketball-Magazin auf Sat. 1, sowie ein Top-Spiel der Woche auf DSF ausgestrahlt wurde.

Die Vermarktungsmöglichkeiten des Basketballs in Deutschland schienen also zunächst ganz neue, bisher ungekannte Dimensionen zu erreichen. Doch wie sah es in der Jugendarbeit aus? Schaut man sich den Kader der Nationalmannschaft 2001 an, so erkennt man folgendes: Von den insgesamt zwölf Spielern, stammen stolze neun entweder aus der Schule des Tus Lichterfelde oder aus Würzburg (nämlich Demirel, Okulaja, Pesic, Garris, Tomic und Papic aus Berlin, sowie Garrett, Willoughby und Nowitzki aus Würzburg). Daran sieht man, dass die Nachwuchsarbeit in Deutschland auf lediglich zwei Schultern ruhte, zumal auch Femerling und Arigbabu bereits in jungen Jahren in Berlin aktiv waren.

Gleichzeitig ließen sich aber auch zwei beunruhigende Entwicklungen beobachten: Erstens waren die deutschen Jugendnationalmannschaften in den letzten Jahren chronisch erfolglos gewesen. So war die deutsche U-20 Nationalmannschaft in der Qualifikation zur Europameisterschaft an Nationen wie Portugal, Finnland und Belgien gescheitert. Wenig besser sah es bei der U-18 Nationalmannschaft aus. Zwar gelang dort die Qualifikation zur Vorschlussrunde, dort belegte man aber hinter Island und der Schweiz den letzten Gruppenplatz. Schaut man sich die oben verlinkten Kader einmal genauer an, so sieht man, dass von den 24 eingesetzten Spielern es dann tatsächlich nur drei (Geib, Strasser, Grünheid) zu Nationalspielern geworden sind.

Es war um den deutschen Nachwuchs also alles andere als gut bestellt. Hinzu kam nun aber noch ein damals bereits absehbares Problem. Die Zeiten in denen deutsche Spieler durch restriktive Ausländerbeschränkungen geschützt waren gingen mehr und mehr zu Ende. Nachdem bereits seit längerem EU-Ausländer den deutschen Spielern gleichgestellt werden musste, führte man im Sommer 2001 auf Druck der Fiba auch noch den so genannten Bosman B-Ausländer ein, so dass in der Folge zwei Spieler aus Osteuropa (und Israel) erlaubt waren. Die Konsequenz aus mehr Ausländern in der Liga sollte auch damals schon jedem klar gewesen sein, nämlich weniger Spielzeit für deutsche und erst Recht für deutsche Talente.

Im deutschen Fußball gab es eine ähnliche Entwicklung, auf die der DFB reagiert indem er unter anderem zur Saison 2001/02 für jeden Profi-Verein ein eigenes Jugendinternat inklusive hauptamtlicher Trainer zur verpflichtenden Lizenzauflage machte und konsequent die Nachwuchsarbeit föderte. Und wie reagierte die Basketball Bundesliga und der deutsche Basketball Bund? Erstmal gar nichts. Bis zum Ende der Amtszeit Otto Reintjes‘ als BBL-Commisioner im Frühjahr 2005 wurde die Liga zwar nach außen hin professionalisiert (Stichwort: neue Hallenstandards) auf Reformen zur Stärkung der Nachwuchsförderung wartete man allerdings vergeblich.

Schaut man sich die Basketball-Nationalmannschaft an die in Peking auflief,  sieht man, dass von den Spielern, die im oben angesprochenen Zeitraum (also ca. 2000-2005) in den Jugendnationalmannschaften hätten auflaufen können (Jahrgänge 1982 bis 1989) es lediglich Phillip Zwiener und Tim Ohlbrecht in den Kader geschafft haben (Konrad Wysocki mag formal auch dazugehören, wurde aber in den USA am College ausgebildet). Es sind diese Jahrgänge, die uns heute fehlen um die Verantwortung in der Nationalmannschaft zu übernehmen.

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